Einen Balkongarten anlegen, Möglichkeiten zur urbanen Selbstversorgung
Selbstversorgung ist im Trend, überall hört und sieht man immer mehr davon und das ist toll. Nichts ist schöner, als in einer industrialisierten Welt den Kontakt zu den Ursprüngen der Nahrung zurückzugewinnen. Pflanzen beim Wachsen zusehen, vom Samenkorn, bis zur Ernte. Das ist nicht nur für Stadtkinder spannend, sondern auch für Erwachsene. Eine echte sinnliche Bereicherung, nicht zuletzt auch geschmacklich. Viele bezeichnen das Gärtnern, wenn man denn der Typ dafür ist, als meditativ und es gibt sogar Stimmen die behaupten, es würde, nicht zuletzt auch Depressionen vorbeugen können. Vor allem das Gefühl des Erschaffenes ist es aber, was dabei so befriedigend ist und was für eine tolle extra Belohnung, wenn man die Früchte des Erfolges auch noch essen kann!
Urban Gardening ist im Trend, immer mehr Menschen möchten sich selbst auch im Gärtnern versuchen, aber wohnen in der Stadt ohne eigenen Garten. Eine Alternative zu finden ist schwer, Land ist überall rar, die Wartelisten für Kleingärten lang und immer länger. Gemeinscahftsgartenprojekte sind nicht überall zu finden und auch nicht jedermanns Sache.
Muss man deswegen wirklich auf eigenes Gemüse verzichten? Die gute Nachricht ist: nein! Keinesfalls.
Viele Städter verfügen nämlich über einen Balkon! Und Balkongärtnern ist nicht nur möglich, sondern auch unbedingt empfehlenswert. Es ist möglich sich eine kleine urbane Oase zu schaffen und damit einen kleinen Teil zur Selbstversorgung beizutragen. Es geht viel mehr, als viele Menschen glauben!
Verschiedene Balkone – Welcher ist der beste für einen Balkongarten?
In den letzten Jahren bin ich sehr oft umgezogen und konnte so, sehr viele verschiedene Balkone bepflanzen und die Unterschiede beobachten. Denn Balkon ist leider nicht gleich Balkon, nicht jeder eignet sich gleich gut für einen Kübelgarten. Welcher eignet sich am besten? Hier schildere ich meine eigene Erfahrung und Beobachtung.
Offen – halboffen – geschlossen
Fangen wir damit an wie geöffnet ein Balkon ist.
Manche Balkone sind komplett geschlossen, heißt, rechts, links und vorne befindet sich Mauerwerk und oben ein Dach oder der nächste Balkon. Der Balkon ist quasi in das Haus eingerückt. Wir hatten einen sochen Balkon, der dadurch entstanden war, dass man die Wand lediglich geöffnet und ein Zimmer verkleinert hatte. Dieser Balkon war nicht optimal. Ich hatte hier ganz schön Schwierigkeiten etwas anzubauen. Krankheiten hatten es hier leicht. Bei einem geschlossenen Balkon kommen wenig Wind, Regen und Sonne rein. Pflanzen brauchen aber Wind und eine gute Luftfeuchtigkeit um kräftigen Wuchs zu entwickeln und Krankheiten vorzubeugen. Pilze und Schädlinge freuen sich sowohl über zu wenig Wind als auch über zu große Trockenheit. Letzteres begünstigt bspw. Spinnmilben. Hier findet ihr meinen Beitrag zu den Spinnmilben auf genau diesem Balkon.
Halboffen: ein anderer Balkon war auf der Südseite halb offen und ganz oben, das heißt über uns war kein Balkon mehr und er war deswegen nur halb überdacht, das war ziemlich perfekt, hier ging es allen Pflanzen richtig gut. Sie waren Wind und Wetter größtenteils ausgesetzt, außer die Tomaten, die geschützt unterm Dach stehen konnten, da Tomaten kein Wasser von oben mögen.
Nicht jeder halboffenen Balkon ist aber automatisch gut, ich hatte auch wieder einen anderen, halboffen, oben geschlossen, welcher im Erdgeschoss und viel zu schattig war, hier ging nicht viel, außer ganz vorne am Geländer, wo direkte Sonne hinkam. Öffnung ist also das eine, Sonne das andere.
Meine Erfahrung ist aber: umso geschlossener der Balkon, desto schlechter.
Umso geöffneter der Balkon, desto besser.
Aber im Einzelnen muss man sich auch hier ansehen, wie eben bspw. der Sonnenstand ist.
Ein halboffener Balkon kann besser funktionieren, als ein geöffneter der zur falschen Seite zeigt.
Auf der Sonnenseite – welche Ausrichtung sollte der Balkon haben?
Wie schon beschrieben hatte ich zwei mal einen Balkon der zur Südseite zeigte. Der eine war gut, der andere schlecht. Denn Südseite ist nur dann gut, wenn der Balkon oben nicht komplett geschlossen ist. Das liegt daran, dass mittags die Sonne bekannterweise oben steht. Das heißt, hat man ein Dach, hat man dennoch einen schattigen Balkon. Mit Dach kann die Sonne nur von vorne auf den Balkon gelangen, ergo muss sie tiefer stehen, als sie es mittags tut, wie es abends oder morgens der Fall ist.
Ein geschlossener Balkon ist also besser, wenn er bspw. in Richtung Westen zeigt, denn so bekommt man im Sommer immerhin ein paar Stunden volle Sonne und das reicht oft vollkommen um wärmeliebende Pflanzen wie Tomaten oder Chilis anzubauen.
Wenn ihr euch unsicher seid bzgl. des Sonnenstandes könnt ihr auch Apps zur Hilfe nutzen.
Für Android gibt es bspw. die App Sunshine Compass, die ich dafür sehr gut finde und die ich bei Wohnungsbesichtigungen gerne nutze.
Wieviele direkte Sonnenstunden brauche ich für Obst und Gemüse?
Für viele geeignete Obst- und Gemüsesorgen gilt, umso mehr Sonne, desto besser.
Vor allem direkte Sonne ist dabei wichtig. 3-4 Stunden sollten es für Tomaten und Chilis schon mindestens sein. Egal ob morgens, mittags oder abends. Mehr ist besser.
Die Erfahrung bei Freunden und Familie zeigt, dass man bereits mit ca. 3 Stunden direkter Sonne bereits Erträge erzielen kann.
Es gibt auch Gemüse, welches mit Schatten gut klar kommt. Dazu gehören
Spinat, Kohlrabi, Radieschen und Rote Beete.
Welches Obst und Gemüse eignet sich für die Topfkultur?
Bei vielem in Topfkultur gilt tatsächlich, Versuch macht klug, es funktioniert tatsächlich sehr viel mehr als man glaubt und manchmal kommt es auf die eigenen Ansprüche bzgl. Größe und Ertrag an. Oberste Regel ist, nicht zu geizig mit dem Platzangebot sein, auf größere Töpfe z.B. aus Ton sollte man unbedingt dabei setzen, Durchmesser von mindestens 21cm und mehr sollten sie haben. Ich selber experimentiere mit Topfkultur auf dem Balkon seit nun mehr als 8 Jahren und kann folgendes dazu berichten.
Gemüse, das sich sehr wohl im Topf fühlt:
- Tomaten
- Chilis
- Kleinere Paprikasorten
- Kleinere Auberginensorten
- Salat (besser Balkonkasten*)
- Kleine Gurkensorten
Obst, welches sich für die Topfkultur einet:
- Physalis
- Erdbeeren (besser Balkonkasten*)
- Wilderdbeeren (besser Balkonkasten*)
Kräuter, die sich in Topfkultur wohl fühlen
- Minze
- Basilikum
- Rosmarin
Weiteres Gemüse, das sich für Versuche auf dem Balkongarten eignet:
- Erbsen
- Bohnen
- Radiesschen
- Spinat (besser Balkonkasten)*
- Kartoffeln
- … was auch immer ihr ausprobieren mögt, die Liste ist erweiterbar.
*dieses Obst und Gemüse wurzelt nicht zu tief und wächst lieber in die Breite, deswegen ist ein Balkonkasten geeigneter
Dieses Obst und Gemüse ist eher schwierig auf dem Balkon anzubauen:
- Zuccini
- Melone
- Große Gurkensorten
- Kürbis
- Tomatillo
- Johannisbeeren
- Gojibeere
Meiner Erfahrung nach brauchen diese Pflanzen einfach viel zu viel Platz und Nährstoffe. Der Platz im Topf reicht einfach nicht aus. Die Gurkengewächse bilden zwar Pflanzen und Früchte, aber viel zu kleine. Es gibt kleine Sorten, die man ausprobieren kann.
Ebenfalls schlechte Erfahrung habe ich mit Johannisbeeren gemacht, die einfach niemals Früchte trugen und Gojibeere, die jedes Jahr krank wurde und kümmerlich wuchs. Beides fühlte sich nach dem Auspflanzen sichtlich um ein Vielfaches wohler.
Die richtigen Sorten – Gemüsesamen für den Balkongarten kaufen
Es gibt viele eher kleinwüchsige Gemüsesorten, die sich richtig gut für den Balkongarten eignen. Im konventionellen Handel findet man eher wenig davon, aber schaut doch unbedingt gerne mal in meinen Shop! Hier findet ihr eine ganze Reihe an Pflanzensame-Raritäten, die sich auch für den Balkongarten bestens eignen!
Meistens beschreibe ich auch, wie meine Erfahrung in Topfkultur mit dieser Sorte ist und welche Größe ihr etwa benötigt.
Und das beste ganz nebenbei, bei mir ist alles umweltfreundlich plastikfrei, komplett in Papier verpackt. 😉
Balkongarteninspiration im Netz und auf Social Media
Da ich zusätzlich meinen Garten habe, baue ich vieles an Obst und Gemüse nur noch im Garten an und mache nur noch hin und wieder Experimente im Topf. Dennoch lade ich euch natürlich herzlich ein auf meinem Instagram Kanal @ninjoverde vorbeizuschauen.
Wenn ihr euch von einem Kanal inspirieren lassen möchtet, der ausschließlich auf dem Balkon experimentiert, dann schaut unbedingt bei Deike vorbei alias @kuestenbalkon auf instagram. Es gibt gefühlt fast nichts, was bei ihr auf dem Balkongarten am Meer noch nicht im Topf oder im vertikalen Hochbeet gewachsen ist.