Ameisen im Garten – was tun?
Ameisen könne lästig sein. So zumindest die Ansicht einiger. Doch diese Ansicht ist es wert hinterfragt zu werden. Die häufig gestellte Frage „Was soll ich gegen Ameisen in meinem Garten tun?“ bedarf meiner Meinung nach einer einfachen Antwort: nichts! Es gibt nur wenige Ausnahmen in denen ich dazu raten würde sie umzusiedeln.
Angst vor Ameisen – Meine ganz eigene Erfahrung
Es gibt viele Menschen die Phobien haben und ich hatte eine relativ besondere, nämlich eine stark ausgeprägte Ameisenphobie. Wie sie entstanden ist, lässt sich tatsächlich erklären und auch nachvollziehen. Im Alter von 4 Jahren spielte ich noch gerne mit Ameisen, weil Ameisen eben nichts schlimmes sind. Sie sind winzig klein und beschäftigen sich nur mit ihrer eigenen fleißigen Arbeit und nicht mit uns Menschen. Ich legte gerne meinen Arm auf Ameisenstraßen und beaobachtete sie, wie sie versuchten wieder in Spur zu kommen. Dabei krabbelten sie auch gerne über meinen Arm, was ich als Kind auch nicht weiter schlimm fand. Die Mutter meiner Patentante fand das aber offenbar nicht so toll und erzählte mir als 4-jährigen eine Horrorgeschcihte von Kindern die in einen Ameisenhaufen gefallen und von Ameisen „überrannt“ worden waren und schließlich erstickten, weil diese auch in diverse Körperöffnungen krochen. Ungute Vorstellung oder? Und ich war erst 4. Zack, wollte ich natürlich nicht mehr mit Ameisen spielen und die Geschichte bzw. Angst als Gefühl in Kombination mit Ameisen war verinnerlicht. „Ameisen sind gefährlich!“ Gekrönt wurde diese Erfahrung als ich mit 14 in Polen war und gerade mit Mutter und Oma Rad fuhr. Wir kamen am Ende des Waldes an als ich merkte dass mein Fahrrad voll mit fliegenden Ameisen war. Ich war voller Panik und ließ das Fahrrad stehen und sah dass auch an mir Ameisen waren. Meine Mutter forderte mich auf „Steig aufs Fahrrad und faaaahr!“ und ich fuhr. Wir fuhren. Durch eine Wolke (!!) aus schwarzen fleigenden Ameisen. Augen zu, Mund zu und durch. Im wahrsten Sinne. Paar Meter weiter schleuderte ich das Fahrrad weg und schrie und lief umher und versuchte alle Ameisen los zu werden. Ich träumte noch Wochen lang davon, mein Bett bestünde aus Ameisen…
In den Jahren danach war es im Sommer immer schwer für mich. Sah ich Ameisenhaufen oder auch nur mehrere Ameisen auf einmal bekam ich Panikattacken. Alles lief in Zeitlupe, ich sah nur noch Ameisen und war nicht mehr bei Sinnen, heulte oder war wie versteinert.
Der Umgang mit Ameisen
Wenn man in der Natur sein und gärtnern möchte muss man sich bewusst werden, man kann die Natur nicht kontrollieren. Auch wenn viele es versuchen, scheitern und sie deswegen mit Gift und Schotter schließlich zerstören, um sie zu besiegen. Wir müssen uns bewusst machen dass viele Ängste und Ekel bloß anerzogen und nur eine Regung in unserem Kopf sind und keine reale Bedrohung. So ist es auch mit Ameisen!
Die gute Nachricht ist, der Mensch ist ein sehr intelligentes und auch lernfähiges Wesen 😉 Wir sind alle in der Lage Herr unseres Kopfes zu sein.
Jeder kann lernen mit seinen Ängsten und Ekel umzugehen. Jeder! Auch Phobien sind in den Griff zu bekommen. Wir müssen bloß wollen und das ist meistens die größte Hürde. Ich für meinen Teil spreche aus Erfahrung und habe meine Ameisenphobie zu 95% in den Griff bekommen. Ich kann mit Ihnen im Garten in friedlicher Koexistenz leben und störe mich auch nicht daran wenn die ganze Terrasse mal voll ist. Es war ein Prozess und dieser Prozess beginnt im Kopf. Ich habe mir die Nützlichkeit von Ameisen und ihre Ungefährlichkeit immer wieder vor Augen gehalten. Ich habe sie bewusst beobachtet und ihre Schönheit und ihren Fleiß schätzen gelernt. Auch YouTube Videos waren dafür nicht verkehrt. Aber bitte keine Horrorvideos, so ist der Schlamassel ja entstanden. Sondern nette Dokus über unsere einheimischen Ameisen.
In sicherer Entfernung konnte ich lernen den Anblick zu ertragen, auch wenn das anfangs schwer war.
Hier z.B. ist ein kurzes aber sehr schönes Video über die europäische Waldameise:
Hier ein weiteres Video. Es ist sehr interessant aber nichts für schwache Nerven! Also für mich war es schwierig. 😀
Ameisen – Nützlinge im Garten
Euer Garten ist ein Ökosystem. Ameisen gehören unverzichtbar zu diesem Ökosystem. Denkt daran, sie waren schon da bevor ihr es ward und den Garten zu eurem erklärt habt.
Ihr solltet die kleinen Krabbeln nicht verteufeln, denn Ameisen sind für euren Garten sehr nützlich! Sie sind nicht nur sehr schlau und extrem gut organisiert, sondern auch bekannt für ihren großen Fleiß. Ameisen sind echte Arbeitstiere, die das 30fache ihres eigenen Gewichtes tragen können! Auf diese Weise ist es Ihnen ein leichtes euren Garten sauber zu halten. Sie beseitigen tote Tiere aber auch Raupen und – zur großen Freude vieler Gärtner – die Eier von Schnecken!
Ihr habt ein Ameisennest im Hochbeet? Super! Dann freut euch an dem natürlichen Schneckengegner und benutzt einfach Handschuhe und Schaufel beim Arbeiten darin, um nicht angepinkelt zu werden.
Man nimmt an, dass Ameisen auch sehr nützlich dafür sind euren Boden locker zu halten und ein lockerer Boden ist ein fruchtbarer Boden.
Zudem sind Ameisen im Ökosystem in vielen Fällen dafür zuständig Samen von Blumen zu verteilen. Viele Blumen würden den Weg sonst gar nicht in euren Garten finden, bzw. hätten nie die Möglichkeit gehabt sich auf der Welt zu verteilen. Das wäre doch sehr schade gewesen.
Ameisen umsiedeln – in welchem Fall und wie?
Ameisen auf dem Weg? Lasst sie leben. Tragt ihr nicht eh meistens Schuhe? Warum stört ihr euch dann dran? Ameisen auf der Terrasse? Lasst sie leben, sie sammeln eure Essensreste auf. Ist doch toll. Ameisen im Beet? Hervorragend! Danke, für eure kostenlose, freiwillige Hilfe! Ameisen an meinem Blumen? Uuuuuh…hm…was machen sie da?
Ameisen finden zielstrebig Läuse an jungen Trieben und nutzen diese dann als „Melkläuse“ aus. Sie zapfen den süßen Honigtau, den die Läuse produzieren für sich ab. Warum das problematisch ist? Nun, Läuse selbst sind problematisch, denn sie entziehen die Pflanzensäfte und machen damit vor allem jungen Pflanzen zu schaffen. Ein weiteres Problem ist, dass Läuse ja schon irgendwie nützlich sind und zwar als Nahrung für Marienkäfer. Die Ameisen aber verhindert dass ihren kostbaren Melkläusen etwas geschieht und sie gefressen werden. In dem Fall, dass mir viel gelegen ist an meiner Pflanze würde ich dafür sorgen, dass den Ameisen der Weg zu den Läusen abgeschnitten wird. Als sehr nützlich hat sich dabei Zimt bei mir gezeigt.
Gleiches gilt für Stellen an denen ihr gerne sitzt. Auf Sitzflächen sind Ameisen natürlich nicht sehr angenehm und die Gefahr angepinkelt zu werden ist groß. Hier würde ich ebenfalls auf Zimt zurückgreifen.
Euch fallen sicher noch mehr Stellen ein, an denen sie nun gerade nicht von Vorteil sind, aber ich bitte euch immer genau zu überdenken, sind sie nun nur in euren Augen dort lästig, weil ungewünscht oder gibt es tatsächlich einen gravierenden Nachteil oder Schaden? Viel zu oft ist der Mensch einfach stoisch, wenn es um das Zusammenleben mit Tieren geht und wird schnell übereifrig. Es schadet am Ende ihm und den Tieren dabei mehr, als es ihm nützt.
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